2023 09 15 Vogtland 0028

Land-Union Sachsen im Vogtland

Land-Union Sachsen im Vogtland

Auf in das Sächsische Vogtland! Der im Juli 2022 neugewählte Landrat Thomas Hennig hat einer schönen Tradition seines Amtsvorgängers Rolf Keil folgend zum Arbeitsbesuch in den Vogtlandkreis eingeladen.

Drei landwirtschaftliche Betriebe standen für die Besuchergruppe des Landesvorstandes der Land-Union Sachsen auf der Tagesordnung, die vom Europapolitiker und Landesvorsitzenden der Land-Union Sachsen, Dr. Peter Jahr MdEP, geleitet wurde. In bewährter Form wurde das Programm im engen Zusammenwirken mit dem Landratsamt wieder von Armin Döhler, Mitglied des Landesvorstandes der Land-Union Sachsen, organisiert.

Begleitet wurde die Besuchergruppe von Thomas Hennig, Landrat des Vogtlandkreises, Jörg Schmidt, Fraktionsvorsitzender der CDU im Stadtrat Plauen, Ronald Schilling von der VR Bank Hof - Bayreuth, ortszuständigen Bürgermeistern sowie Vertretern des Berufsstandes und des ländlichen Raumes im Vogtlandkreis.

Die erste Besuchsstation war der Landwirtschaftsbetrieb Sven Seifert im zur Gemeinde Rosenbach gehörenden Schönberg. Im Mittelpunkt standen die Entwicklung des nahe zur Landesgrenze Thüringens gelegenen Familienbetriebes und die Milchviehhaltung seit der Wiedereinrichtung 1990 bis in die Gegenwart mit Ausblicken auf die Zukunft. Mit sichtbarem Stolz verwies Sven Seifert in diesem Zusammengang auf den vormals von den Eltern geführten Betrieb, der aus einer „LPG“ - Vergangenheit kam. Er war die Grundlage für den heutigen Landwirtschaftsbetrieb. 50 ha Grünland sind die Versorgungsgrundlage für 120 Kühe und Nachzucht. Die Milchleistung je Kuh beträgt beachtliche 12.000 l. Und - dabei geht es dem Familienbetrieb nicht nur um die Menge, sondern auch um die Qualität!

Bekanntlich zeichnet der Sächsische Landeskontrollverband e. V. jährlich die besten Betriebe in der Rohmilchqualität mit einer Ehrenplakette aus. 2021errang Sven Seifert mit einem 2. Preis die Aufnahme in die Ehrentafel der besten Landwirtschaftsbetriebe in der Rohmilchqualität dieses Jahrganges. Dass ihm sein Vater heute noch mit Rat und Tat zur Seite steht sei etwas, was ihn immer wieder bewegt und mit Stolz erfüllt. Hierin widerspiegeln sich in ganz besonderer Weise auch Traditionen erfolgreichen, familiengetragenen und über Generationen gehenden Unternehmertums. Vor diesem Hintergrund sei die Politik von heute gefordert, deutlich mehr für das landwirtschaftliche Unternehmertum zu tun, vor allem im Kampf gegen eine immer mehr ausufernde Bürokratie sowie politisch wie fachlich vielfach nicht mehr vertretbare Entscheidungen. Am Ende dieser Kette steht dann die Frage: „Wer hat dann noch Lust, Landwirtschaft zu machen?“. Auf dem Hof von Seiferts gibt es jedoch eine Antwort - der Sohn steht als Nachfolger bereit.

Die zweite Besuchsstation war die Agrargenossenschaft Weidagrund e. G. Unterreichenau. Die am westlichen Rand des Freistaates Sachsen liegende Genossenschaft, die auch im benachbarten Thüringen noch ein paar kleine Produktionsstandorte hat, wurde 1991 gegründet. Sie betreibt Pflanzen- und Tierproduktion sowie Direktvermarktung im Unternehmensverbund. Die Genossenschaft hat 80 Mitglieder. Mit Blick auf die Vielfältigkeit machte der Vorstandsvorsitzende Stephan Pissors bei der Vorstellung des Betriebes zunächst auf Schwerpunkte der Pflanzenproduktion aufmerksam. Von der 1730 ha großen Wirtschaftsfläche entfallen 340 ha auf Grünland und Feldgras. Jährlich werden Raps, Futter- und Qualitätsgetreide über eine eigene Getreideaufbereitungsanlage und Lagerungsanlage vermarktet und bzw. auch als Futter in der eigenen Tierproduktion eingesetzt. Einen Schwerpunkt bildet neben der Rindermast und Schweineprodie Milchproduktion mit z. Z. 620 Milchkühen. In am Standort konzentrierten, hochmodernen Stallanlagen mit Melkroboter werden jährlich 5.500.000 kg Milch in der Güteklasse „S“ erzeugt und an Vogtlandmilch GmbH Plauen geliefert.

Als wesentlicher Bestandteil der Genossenschaft hat sich die Direktvermarktung entwickelt. Grundsätzlich werden in der Fleischerei nur eigene Tiere verarbeitet, der Verkauf einer daraus resultierenden reichhaltigen Palette von Wurstwaren und Fleischerzeugnissen nach Hausmacher Art erfolgt in entsprechenden Fleischereiläden von Städten im Umland sowie im Hofladen in Unterreichenau. Das Unternehmen engagiert sich auch bei der Versorgung von Kindergärten und Schulen mit Mittagessen. In diesem Zusammenhang und verbunden mit der Forderung nach einer stabilen Umsatzentwicklung spiele die Größe des Filialnetzes zunehmend eine wichtige Rolle. Um es vor allem auch wirtschaftlich beherrschbar zu halten, will man zukünftig mit einer passfähigen Betriebsphilosophie mit „mehr Kunden in weniger Läden“ geeignete Voraussetzungen dafür schaffen.

„Vielfalt beherrschbar gestalten“ ist in jüngster Zeit zu einer echten Herausforderung geworden. Bei der Vorstellung des Betriebes wurde immer wieder auf die traditionelle Entwicklung im Wirtschafts- und Handelsgebiet verwiesen, die auch eine entsprechende strategische wirtschaftliche Einordnung erforderlich macht. Vor allem gehe es hierbei darum, die Vielfalt genehmigungsnotwendiger Erfordernisse unter einen „Hut“ zu bringen, um für eine Vielzahl von Projekten eine dazu mögliche Förderung zu erhalten um somit auch eine weitere örtliche und regionale Strukturentwicklung zu gewährleisten.

Die dritte Besuchsstation war der Hofladen Oberlauterbach. Schon von Weitem ahnt man es - hier ist einiges anders bzw. besonders. Nach allen Seiten deutlich wahrnehmbar ist dies zunächst der „Roundhousestall“ des landwirtschaftlichen Familienbetriebes Marcel & Madlen von Trieben, der sich der tiergerechten Haltung von Mutterkühen mit Kälbern und Legehennen sowie der Direktvermarktung verschrieben hat. Es handelt sich hierbei um einen offenen Stall mit Membrandach, in dem die Haltung der Mutterkühe mit Kälbern erfolgt.

Die Besonderheit besteht darin, dass die Tiere vom März bis November auf der Weide und nur in den Wintermonaten im Stall sind. Ein Vorteil dieser Haltungsform bestehe nach bisherigen Erfahrungen auch darin, dass der Stall sehr schnell abtrocknet und die ständige Luftzirkulation sich gesundheitsfördernd auf die Tiere auswirkt, was auch wesentlich geringere Aufwendungen für den Tierarzt zur Folge hat. Nutznießer ist die Charolais-Mutterkuhherde, mit der die Kälber aufwachsen und Muttermilch trinken.

Parallel zur Entwicklung der Mutterkuhhaltung erfolgte 2016/2017 die Anschaffung zweier Hühnermobile. Der Vorteil dieser Haltungsform besteht darin, dass diese Mobile mehrmals im Monat ihren Standort wechseln und die Hühner dadurch immer zu frischem Gras kommen. In der Freilandhaltung findet man zudem noch Enten und Gänse. Bestimmend, aber auch wahrnehmbar ist schließlich der vom Betrieb selbstgewählte Werbespruch: „Vom Futter bis zur Salami, alles aus einer Hand von unserem Hof!“

Günter Andrä

Geschäftsführung Land-Union Sachsen