2020 10 16 Forstexkursiion 2

Nachlese zur Forstexkursion der Land-Union Sachsen 2020

2020 10 16 Forstexkursiion 2

Vor dem Hintergrund von Traditionspflege und wohlmeinenden Absichten in Corona-Zeiten eine Forstexkursion - geht das in diesen komplizierten Zeiten zusammen?

Und wie! Nach erlebnisreichen Stunden bei Gastgeber Konrad von Posern im mittelsächsischen Reinsberg, Ortsteil Hirschfeld, machte sich bei allen Teilnehmern neben dem Naturerlebnis und einer aufgeschlossenen und problemorientierten Diskussionsrunde auch ein bisschen Stolz breit, diese ganz spezielle Form der Begegnung für das Gespräch zu aktuellen politischen Problemen, speziell im Bereich der Forstwirtschaft, genutzt zu haben. Sogar Petrus hatte nach regenreichen Tagen das Schönwetterfenster extra dafür geöffnet!

Anliegen war es, mit der Besichtigung entsprechender Waldbilder die augenblickliche Situation zu erfassen, die vor allem die Folgeschäden der Dürre 2018 und 2019 für die sächsischen Waldbesitzer verdeutlichen.

Schwerpunkte der sich daran anschließenden Diskussionsrunde bei einem zünftigen Imbiss waren daraus resultierende nötige Waldschutzmaßnahmen, die hoheitliche Kontrolle und staatliche Unterstützung sowie Auswirkungen der aktuellen wirtschaftlichen Situation in Deutschland, im Freistaat Sachsen und im Betrieb.

Mit großer Sorge verwies dabei der Gastgeber auf die der gegenwärtigen Situation geschuldete stark rückläufige Erlösentwicklung. Zu beachten ist in diesem Zusammenhang, dass klassische Holznutzungen, z. B. im Bauwesen oder für die Herstellung von Papier, zurückgehen. Hieraus leiten sich Aufgaben ab, die zunächst und vor allem auf den Kampf gegen den Borkenkäfer und die Belebung des Holzmarktes gerichtet sind.

Breiten Raum nahm dabei auch eine Erkenntnis ein, dass man dem Wald hinsichtlich seiner ökologischen Bedeutung und der Erhaltung seiner Schutz-, Nutz- und Erholungsfunktion zukünftig wesentlich differenzierter als in der Vergangenheit begegnen muss. Das schließt vor allem Fragen ein, mit welchen Arten unter Beachtung der mitunter auch sehr unterschiedlichen standörtlichen Voraussetzungen dem fortschreitenden Klimawandel erfolgreich begegnet werden kann. Mit dem Blick auf mögliche Förderungen wurde auch die europäische De Minimis-Verordnung ins Spiel gebracht. Europapolitiker und Landesvorsitzender der Land-Union, Dr. Jahr, betrachtet eine weitere Anhebung der De Minimis-Regelung als unumgänglich und hat hierzu seine Unterstützung aus Brüsseler Sicht zugesagt.

Nach jüngsten Erfahrungen wurde als eine sehr schwierige Baumart in diesem Zusammenhang die Rotbuche genannt, die grundsätzlich Überlebensprobleme bei absinkendem Grundwasser hat. Es tut sich also die Frage auf, mit welcher Laubbaumart können wir auf dem Standort die Rotbuche ablösen?

An diesem Beispiel wird deutlich - die Züchtung ist mehr denn je gefordert, mit der Aufnahme entsprechender Zuchtziele die Bedürfnisse der Forstbetriebe mit der Bereitstellung entsprechenden Materials für die Durchsetzung einer standortgerechten Arten- und Sortenstrategie mit realisieren zu helfen.

Hinweise gab es in diesem Zusammenhang auch darauf, dass es durch die Züchtung partiell bereits praxistaugliche und anforderungsgemäße Lösungen gibt. Dabei wurde aber auch deutlich, dass es vor allem unter Beachtung der sehr komplexen und differenzierten Breite der Erfordernisse große Anstrengungen braucht, vor allem schnell und bedarfsgerecht zu reagieren. Und wenn es sich, wie beim Gastgeber um solche Arten, wie Walnuss oder Douglasie, handelt, die sich auf Teilstandorten bereits bestens bewähren.

Günter Andrä

Landesgeschäftsführung Land-Union Sachsen